Unter den Sammelbegriff „Kennzeichnungssysteme“ fallen alle industriellen Geräte zur Kennzeichnung von Produkten und Verpackungen. Die Maschinen eignen sich nicht nur dazu, die Produkte selbst mit variablen Informationen zu kennzeichnen, sondern auch deren primäre (Produktverpackungen) und sekundäre Umverpackungen (Kartonagen bis hin zu Paletten).
Zu Kennzeichnungssystemen zählen neben Etikettenspendern und Druck-Spende-Systemen zum Beispiel auch Tintenstrahldrucker und Laserbeschrifter. Im Gegensatz zu Bürodruckern handelt es sich dabei um robuste, industrietaugliche Maschinen, die branchenübergreifend, aber vor allem auch in der Logistik, Verpackungsbranche und im produzierenden Gewerbe eingesetzt werden.
Die primäre Aufgabe der Systeme ist das Kennzeichnen von Produkten oder Verpackungen mit unterschiedlichsten Informationen wie Codes, fortlaufenden Nummern, Mindesthaltbarkeitsdaten (MHD), Grafiken oder Texten. Diese Informationen ermöglichen einerseits das automatisierte Auslesen der jeweiligen Inhalte, die Automation von Logistikprozessen sowie eine Rückverfolgbarkeit entlang der gesamten Lieferkette.
Andererseits informieren sie gleichermaßen den Endverbraucher am Point-of-Sale über Produktinhalte und Anwendungsempfehlungen. Bei Nahrungsmitteln kommen wichtige Angaben hinzu wie beispielsweise Zutatenliste, Allergenhinweise, Produktion- und Mindesthaltbarkeitsdaten sowie Aufbewahrungs-, Zubereitungs- und Verzehrempfehlungen.
Zwar können mit handelsüblichen Druckern ebenfalls komplexe Codes und Daten gedruckt werden. Trotzdem sind diese Drucker nicht für den Einsatz im industriellen Umfeld geeignet. Denn Bürodrucker bedrucken oftmals ausschließlich Papier im maximalen Format von DIN A4, das über einen Schacht zugeführt wird. Sie drucken eher langsam und arbeiten mit wesentlich kleineren Tinten- bzw. Tonervolumina. Die Geräte verfügen zudem über begrenzte Arbeitsspeicher und lassen sich meistens ausschließlich von PCs (und nicht direkt am Gerät) ansteuern. Darüber hinaus eignen sie sich ausschließlich für den Einsatz im Büroumfeld und nicht in Produktionsumgebungen, bei denen sie unter Umständen Feuchtigkeit oder Staub ausgesetzt sind.
Im Gegensatz dazu punkten industrielle Kennzeichnungssysteme mit zahlreichen Vorteilen:
Es gibt verschiedene Arten von Kennzeichnungssystemen. Dabei kann man grob zwischen Direktkennzeichnungsverfahren und Etikettierung unterscheiden.
Zu den Direktkennzeichnungsverfahren zählen Tintenstrahldruck, Thermotransfer-Direktdruck und Laserbeschriftung. Im industriellen Umfeld erfolgt Kennzeichnung mittels Tintenstrahl entweder im sogenannten Drop-on-Demand- oder im Continuous Inkjet-Verfahren.
Alternative zur Direktkennzeichnung von Produkten und Verpackungen ist deren Etikettierung. Sie eignet sich zum Beispiel für Anwendungen, bei denen eine Bedruckung nicht in Frage kommt oder nicht praktikabel ist. Zudem bietet die Verwendung von mehrfarbig vorgedruckten Etiketten weitreichendere Möglichkeiten als eine reine (einfarbige) Bedruckung bzw. Kennzeichnung. Etikettenspender können Informationen zudem an variablen Positionen aufbringen und die Einheiten müssen nicht in einem festgelegten Abstand zum Kennzeichnungssystem über das Band laufen.
Die Bandbreite der am Markt verfügbaren Kennzeichnungssysteme reicht von Einsteigergeräten für einfachere Codieraufgaben (Codierung = Beschriftung / Kennzeichnung), über halbautomatische Systeme zur Flaschenetikettierung bis hin zu Anlagen, die komplette Logistikprozesse inklusive aller Peripheriegeräte steuern können.
So ist es zu Anfang beispielsweise möglich, Etiketten auf einem Etikettendrucker selbst auszudrucken und manuell aufzukleben. Ab einem gewissen Punkt ist die händische Etikettierung nicht mehr zu bewerkstelligen. Dann etikettiert ein halbautomatisches Einstiegssystem wesentlich schneller und präziser. Sobald die Produkte ohnehin über ein Förderband laufen, kann man auch beim Kennzeichnen einen Automatisierungsschritt weitergehen. Waren und Verpackungen lassen sich während der „Vorbeifahrt“ nicht nur gleichzeitig von mehreren Seiten etikettieren, sondern zudem vollautomatisch bedrucken bzw. laserbeschriften.
Etikettierer sind als reine Etikettenspender (für vorproduzierte (Schmuck-)Etiketten) oder als Druckspendesysteme (mit zusätzlichem Druckmodul zur individuellen Kennzeichnung) erhältlich. Auch eine Kombination eines Etikettenspenders mit einem System zur Direktkennzeichnung wie Tintenstrahldrucker oder Laserbeschrifter ist möglich. Hier können die Direktkennzeichner beispielsweise Schmucketiketten mit Haltbarkeitsdaten bedrucken.
Etikettenspender sind also hinsichtlich ihrer Konfigurationen und Ausstattungen äußerst wandelbar: Je nach Produktionsumgebung und Etikettieraufgabe können sie mit verschiedenen Druckmodulen, Spendehüben und Applikatoren ausgestattet werden.
Königsdisziplin bei der Automatisierung des Kennzeichnungsprozesses ist die Zuhilfenahme von Industrierobotern. Denn wenn das Teilehandling von Robotern übernommen wird, kann die Produktkennzeichnung noch flexibler und effizienter gestaltet werden. Sinnvoll sind solche Anwendungen, wenn ein Produkt zum Beispiel nicht unmittelbar nach seiner Herstellung bedruckt oder etikettiert werden kann, während es auf dem Förderband liegt, wenn die Kennzeichnung an variablen Positionen angebracht werden muss oder größere Distanzen überbrückt werden müssen. Meist werden dabei Knickarmroboter – so genannte Universalroboter – eingesetzt, deren Bewegungen frei programmierbar sind.
In modernen Produktionen sitzen Etikettierer, Tintenstrahldrucker oder Laserbeschrifter zumeist an neuralgischen Punkten: Unmittelbar vor der Kennzeichnung erfolgen Qualitätsprüfung und Produktverpackung. Nach dem Druck wird oftmals die Lesbarkeit der Kennzeichnung mittels Scanner gecheckt, um fehlerhafte Produkte sofort ausschleusen zu können. Beschriftungssysteme sitzen somit zwischen einer Vielzahl von Kameras, Scannern und Sensoren.
Würde man alle diese Geräte miteinander vernetzen und an das Firmennetzwerk anbinden, ließen sich relevante Produktionskennzahlen erfassen, sammeln und später auswerten. Diese Daten könnten Antworten auf die Fragen geben, wie viele Einheiten produziert wurden, wie hoch die (durchschnittliche) Liniengeschwindigkeit war, wieviel Ausschuss es gab, wie lange die Produktion stillstand und welche Fehler in welcher Häufigkeit auftraten.